Social Commerce als Trend 2020?

von Michael Feike
| Lesedauer 3 Minuten |

Entwickelt hat sich die Idee des Social Commerce parallel zum Aufstieg der Social Media und ist heute auf einem neuen Niveau angekommen. Denn Kunden von heute möchten E-Commerce gerne als Erlebnis wahrnehmen – eine Entwicklung, die durch Social Commerce unterstützt werden kann. Doch was bedeutet Social Commerce genau? Was macht dieses Marketinginstrument so wirkungsvoll? Und wie setzen Social Media Plattformen das soziale Einkaufserlebnis heute um? Gehen wir der Sache auf die Spur, ob Social Commerce auch 2020 noch an Bedeutung zunehmen wird.

Was bedeutet Social Commerce?

Social Commerce bedeutet, dass Unternehmen Social Media als Verkaufsplattform nutzen, indem transaktionsfähige Anzeigen innerhalb von Social Media Content geschaltet werden. Während es beim Social Media Marketing vornehmlich darum geht, die eigene Marke und die eigenen Produkte viral bekannter zu machen, rückt der direkte Verkaufsabschluss über Social Media beim Social Commerce in den Vordergrund. Dabei werden die potenziellen Kunden beim Social Commerce nicht nur durch Influencer auf das eigene Angebot und die eigene Webpräsenz aufmerksam gemacht, sondern den Nutzern werden Artikel direkt in den Social Media zum Kauf angeboten.

Vor allem junge Menschen nutzen Instagram, Facebook oder Pinterest schon lange nicht mehr nur zum Zeitvertreib und zur Inspiration. Sie nehmen das stetig wachsende Angebot vieler Unternehmen, sich direkt nach der Inspiration auch zu einem Kauf anregen zu lassen, gerne in Anspruch. Während laut einem Artikel der South China Morning Post  in China der Social Commerce mit direkten Kaufoptionen und integrierter Bezahlmöglichkeit in allen Social Media bereits fest etabliert hat, kommen auch die Nutzer in Deutschland immer mehr auf den Geschmack.

Was macht Social Commerce so wirkungsvoll?

Junge Leute sind heute in der Regel jeden Tag auf ihren Social-Media-Plattformen unterwegs – und zwar oft mehrere Stunden. Das Internet und die sozialen Medien werden dabei nicht mehr als virtuelle Anderswelt wahrgenommen, sondern als Teil der eigenen Welt und des eigenen Erlebens. Die Menschen surfen vom Real Life durchs Internet und wieder zurück, immer auf der Suche nach einem neuen Erlebnis, nach Spaß und Unterhaltung. Dies macht sich Social Commerce zunutze, indem es auch den Kaufprozess ins Gesamterleben mit einbindet. Da wird auf Instagram ein Foto mit einer modischen Winterjacke entdeckt und der Wunsch nach ihrem Besitz geweckt. Mit einem Klick landet der Nutzer im Onlineshop, wo er ebendiese Jacke kaufen kann, um es dem Instagram-Blogger gleichzutun und sich als Teil seiner Gemeinschaft zu fühlen – im virtuellen und im echten Leben.

Buyable Pins, Shoppable Ads & Co.

Die sogenannten Buyable oder Shoppable Pins auf Pinterest sind ein gutes Beispiel, wie Social Commerce umgesetzt werden kann. Denn die Pins erleichtern den Kauf durch direkte Produktverlinkungen aus dem Bild heraus. Dabei sind die Shoppable Pins daran zu erkennen, dass auf dem Bild weiße Punkte markiert sind. Bei den sogenannten Shop-the-look-Ads können Händler sogar bis zu 25 Artikel in einer einzigen Anzeige präsentieren und verlinken. Warum das so gut funktioniert? Pinterest wird sowieso oft für die Inspiration genutzt, etwa auf der Suche nach Deko fürs eigene Zimmer, nach neusten Modetrends oder nach einem tollen Geschenk für die beste Freundin. Da war es naheliegend, dass Unternehmen Pinterest-Nutzer auf ihrer Inspirationsreise direkt abholen und zu den eigenen Produkten im eigenen Onlineshop leiten. Die Möglichkeit zum direkten Checkout existiert auf Pinterest allerdings nicht mehr, sie wurde nach einer Testphase in den USA wieder eingestellt.

Andere Anbieter von Werbeformaten mit Transaktionsfokus sind Instagram, YouTube und Snapchat sowie zumindest für den amerikanischen Markt inzwischen auch TikTok. Aber auch in der Bildersuche von Google tauchen inzwischen vermehrt Shoppable Ads auf, was hier der Vollständigkeit halber Erwähnung finden soll, auch wenn es hier streng genommen nicht direkt Social Commerce geht, da die Bildersuche keine Social Media Plattform ist. Dabei werden bei all diesen Möglichkeiten die Käufer allerdings in der Regel überall zum Onlineshop weitergeleitet, ein Direktkauf ist über Social Media mit praktischer Bezahlfunktion, wie es in China schon gang und gäbe ist, bisher nur eingeschränkt möglich, wie zum Beispiel in den USA bei Instagram. Das könnte unter anderem daran liegen, dass sich Mobile Payment – anders als in China – in Deutschland noch nicht durchgesetzt hat. Viel wird immer noch mobil recherchiert, auf dem Desktop bestellt und via Überweisung bezahlt.

Fazit: Social Commerce bleibt für Unternehmen interessant

Social Commerce bedeutet, dass transaktionsfähige Anzeigen in den Social Media geschaltet werden, um diese Plattformen als Verkaufsplattform zu nutzen. Dabei wird darauf gesetzt, dass gerade junge Konsumenten sich durch Social Media gerne inspirieren lassen und nach dem ultimativen Shoppingerlebnis suchen. Denn für junge Leute verschwimmen die Grenzen zwischen dem Real und Virtual Life immer mehr – beides vereint sich zu einem einzigen Lebensgefühl. Das erklärt auch, warum es immer mehr Werbeformate mit Transaktionsfokus gibt, etwa bei Instagram, YouTube oder Snapchat, wobei die Konsumenten zumindest in Deutschland in der Regel immer auf Onlineshops weitergeleitet werden, während ein Checkout mit Bezahlfunktion nicht möglich ist. Ob sich Social Commerce in Deutschland genauso entwickeln wird wie in China, hängt unmittelbar mit dem Mobile Payment zusammen. Wächst die Akzeptanz  von Mobile Payment in Deutschland, wird auch Social Commerce noch weiter an Bedeutung gewinnen. Bleiben die deutschen Konsumenten skeptisch, wird die Entwicklung vermutlich stagnieren.

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